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 [Pyke Coven] Das Wiedersehen in der Schenke

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BeitragThema: [Pyke Coven] Das Wiedersehen in der Schenke   [Pyke Coven] Das Wiedersehen in der Schenke EmptyFr Sep 06, 2013 8:58 am

(Folgende Erzählung ist nach diesem Post geschehen.)

Seit den Vorfällen im Grauwald sind zwei Wochen vergangen. Pyke Coven ließ sich trotz der Umstände nicht lumpen und machte nach wenigen Tagen wie gewohnt weiter. Er hatte sehr schnell gelernt, dass er von nun an die Finger von speziellen Lieferungen und anderen Aufträgen lassen sollte. Natürlich hatte jemand auch diese Arbeiten zu erledigen, doch er müsse dafür ja nicht die Hand hinhalten. Desweiteren bezweifelte er, dass es irgendwann in naher Zukunft wieder einen so wichtigen Auftrag in der kleinen Hafenstadt Helring geben würde. Wieder einmal hatte er erfolgreich seine Runde beendet und machte sich auf den Rückweg zur Zustellungszentrale. Einige der Bewohner Helrings begrüßten ihn herzlich, mit viel Gewinke und Gegrinse. Sehr schnell hatte sie sich verbreitet, die Legende von Pyke Coven, der den weißen Monsterwolf mit nur einem kleinen Dolch erlegt hatte. Selbst in den lokalen Zeitschriften wurde von dieser Tat berichtet und sogar ein Bild von Coven abgelichtet. Dies sorgte natürlich für einiges an Aufsehen und Bewunderung und diese genoss der Bote in vollen Zügen.

Wie jeden Abend stattete er der Hafenschenke "Zum faulen Bergbarsch" einen Besuch ab. Und wie jeden Abend hieß ihn der Schankwirt herzlich willkommen und zapfte das erste Tümpel'sch auf's Haus. Mit dem großen Krug in der unverletzten Hand begab er sich an seinen Stammplatz, den Tisch in der Mitte der Schenke. Er brauchte nur einige Minuten zu warten und schon erkannten einige Gäste sein Gesicht. Prompt versammelten sich einige um den Tisch und bombardierten den Mann mit allerlei Fragen. Wie groß die Bestie gewesen sei. Wie sie wirklich aussah. Ob sie größer als ein ausgewachsener Tarnassus* sei.
(* Vogelartige Bestie, dessen Flügel jedoch zu klein sind, um damit fliegen zu können. Tarnassa werden meist von Jägern als Reittiere genutzt. Aufgrund ihrer kräftigen Beine, können diese Wesen bis zu 300 Meilen in nur drei Stunden laufen. Ein erwachsener Tarnassus kann bis zu 4 Meter groß werden.)
Und wie immer stieg der Bote aus seinem Sitz, leerte seinen Krug und sprang mit einem Satz auf den Tisch, um einen besseren Überblick zu bekommen. Er sah in die vielen Gesichter seines Publikums. Ihre Augen glitzerten vor Erwartung. Mit Stolz geschwellter Brust holte er noch einmal tief Luft und begann dann eine Erzählung:

"Sicherheitsinspektor Hollar hatte mich also beauftragt, eine überaus wichtige Nachricht in den Grauwald zu bringen. Mich! Den kleinen Pyke Coven! Es handelte sich um Leben und Tod! Das Schicksal der Welt stand auf dem Spiel und das Gewicht der gesamten Bevölkerung Ragniels lag in meinen Händen! Natürlich musste ich mich auf alles vorbereiten! Ich kletterte in meinen Lederwams und striff mir meinen ledernen Umhang um den Hals. Natürlich musste ich mich bewaffnen, doch da bisher noch nie jemand in Helring angefallen oder ausgeraubt wurde, steckte ich mir nur einen Dolch einen. Um niemanden zu verschrecken, versteht sich! Ich brachte also die Nachricht zum Zielort und machte mich auf den Weg raus aus dem Grauwald, doch schon bei meiner Ankunft spürte ich die Gefahr. Der Wind blies mir um die Ohren und die Kälte durchfuhr meinen Körper. Doch trotz allem tat ich keinen Schritt zurück. Nein, ich wagte es! In den Höllenschlund, der direkt vor unserer schönen Stadt lauert. Meine Sinne reagierten auf jedes Rascheln und Knistern. Jede noch so leise Bewegung registrierte ich und war auf alles vorbereitet. Und da hörte ich sie. Sie stand direkt hinter mir, das konnte ich fühlen. Langsam beugte ich mich zu meinem Stiefel, um mit einem Ruck den Dolch aus meinem Stiefel zu ziehen und ihm dem Vieh in den Schädel zu rammen. Doch es sprang mich sofort an und ich musste mich zurückziehen. Schnell huschte ich hinter einem umgestürzten Baum und wartete auf die Gelegenheit. Ich spähte nach dem Wesen und sah es dann endlich. Es war riesig. Allein auf vor Pfoten nahm es beinahe die Höhe eines ausgewachsenen Mannes an. Das weiße Fell war mit dem Blut seiner früheren Beute besudelt. Doch es hatte noch mehr Hunger. Es hatte einen unbändigen Hunger auf Menschenfleisch. Da hatte es sich umgedreht und meine Zeit war gekommen! Ich preschte nach vorn, um das Tier anzufallen. Doch es drehte sich zu schnell um und meine Hand fand sich im Maul des Biests wieder. Es biss zu und konnte gerade so drei Finger retten, da griff es schon wieder an! Ich fiel nach hinten und lag auf dem Rücken. Das Monster und ich sahen uns in die Augen. Ein Jäger und seine Beute kurz vor dem Ende, könnte man denken. Doch dem war nicht so! Noch immer hielt ich das Messer in meiner Linken und stieß es dem Vieh direkt ins Herz! Als ich die Klinge herauszog, färbte das Blut des Tier meine Kleider in ein tiefes Rot. Es fiel auf mich und ich war unter dem Wesen begraben. Mühselig befreite ich mich und stand schließlich über ihm. Siegreich. Verletzt aber siegreich."

Nachdem er seine Geschichte erzählt hatte, herrschte eine Weile Stille, doch direkt danach fielen die Zuhörer in Euphorie, klatschten und jubelten vor Begeisterung. Coven stemmte seine Hände die Hüfte und genoss die Anerkennung und Lobpreisung. Es war das Paradies für ihn. Doch unter all dem Jubel und Klatschen hörte ein Kichern heraus. Ein Kichern, das seinen Stolz in einen kalten Schauer verwandeln konnte. Ihn sogar an Ort und Stelle hätte gefrieren können. Hektisch blickte er sich um versuchte, das Gelächter zu identifizieren. Als erstes erkannte er das nur allzu bekannte weiße Fell. Die Farbe wich ihm aus dem Gesicht, als er schließlich den Ursprung der Stimme fand. Da stand sie, gekleidet in einem langen braunen Umhang, und sah ihn unverwandt mit einem Lächeln an. Zögerlich wechselte sein Blick von der Frau zur Ansammlung an Zuhörern und zurück. Mit zittrigen Bewegungen bat er um Platz, um vom Tisch runterzusteigen. Er wollte verschwinden. Einfach so schnell wie möglich gehen. Vielleicht hatte noch niemand die Frau bemerkt. Noch nicht die Bestie gesehen. Doch da stand sie schon vor ihm. Immer noch mit einem engelsgleichen Lächeln auf den Lippen. Da bemerkten auch schon einige Gäste den riesigen Wolf, der neben ihr stand und traten zögerlich zurück. Pyke hörte einige empörte Rufe. Sie realisierten, dass es der Wolf war und wussten nicht, ob sie nun wütend den Boten anschauen sollten oder ängstlich die Bestie beäugen sollten.

Die Frau lachte kurz auf und verschaffte sich somit Gehör. Plötzlich waren alle Blicke auf sie gerichtet. Die Männer um sie herum wisperten lüsterne Dinge und kicherten dreckig in kleinen Gruppen.
"Ilyas sieht vielleicht gefährlich aus, doch solange ich ihn nicht bitte, euren Kehlen zu zerreißen, wird das auch nicht geschehen."
Es waren die selben Worte, die sie ihm gesagt hatte. Es war das selbe himmlische Lachen, das selbe schöne Gesicht, das diese makaberen Worte sprach. Pyke Coven schüttelte es am ganzen Körper.
Schließlich widmete sie sich wieder dem Boten und näherte sich ihm. Er wollte einen Schritt zurück treten, doch die Gästen hinter ihm ließen dies nicht zu. Mit jedem weiteren Schritt schlug sein Herz schneller, bis sie schließlich einen ihrer bandagierten Hände hob und sanft über seine Wange strich. In diesem Moment setzte sein Herz einen Schlag aus. Ihr Gesicht war viel zu nah an seinem, als dass er nicht versuchen würde, ihrem Blick auszuweichen.
"Ich möchte unserem wagemutigen Helden etwas spendieren. Wie wäre es, wenn ihr uns an die Bar setzen, ...?"
"... C-coven!", brachte er mit erhöhter Stimme hervor. Immer noch ihrem Blick ausweichend, stammelte er: "P-pyke... Coven... M'lady."
"Beliandre.", säuselte sie verführerisch. Sie ließ von ihm ab und wanderte mit geschmeidigen Bewegungen zur Theke, Ilyas immer einen Schritt hinter ihr.

Ängstlich folgte er ihr zu zwei freien Barhockern. Die Frau, die scheinbar den Namen Beliandre trug, hob zwei Finger, um dem Schankwirt anzudeuten, Getränke auf ihre Rechnung abzuzapfen. Skeptisch sah dieser zu Pyke, der verlegen neben der reizenden Dame seinen Platz fand. Der Wirt stellte zwei gefüllte Krüge ab, die aus Glas angefertigt waren. Coven sah sich das grünlich-gelbe Gebräu an, das er jeden Abend trank. Jetzt, da er die Farbe erkannte, kroch in ihm ein Würgereiz hervor.
"Tut mir Leid.", wisperte sie und erschrak damit den Boten.
"Das mit eurer Hand wollte ich wirklich nicht. Ich möchte euch dafür entschädigen, Pyke Coven."
Ihre Stimme ließ Coven's Herz schneller schlagen. Sollte er tatsächlich noch eine weitere Chance bekommen. Die Chance, die er an jenem schicksalhaften Tag nicht bekommen hatte? Seine Sorge über die große Lüge, die er den Menschen aufschwatzte, war wie verflogen. Ein kleiner Beutel schepperte auf das Thekenholz. Zögerlich zog Pyke an der Schnur, die den Stoff zusammenband und lugte in die Öffnung. Er erblickte mehrere Goldstücke. Sein Blick wanderte sofort zur Frau, die ihn wieder mit diesem wundervollen Lächeln ansah. Er räusperte und begann zu stottern:
"V-verzeihen sie, Lady Beliandre. Das ist wirklich großzügig, a-aber..."
Er fand keine weiteren Worte. Er traute sich nicht, einen weiteren Einwand zu besitzen.
Da hörte er das vertraute Knurren des weißen Wolfs.

Sie brachte ihr Gesicht näher an seines. Kalter Schweiß lief ihm die Stirn hinunter und sein Atem blieb fern.
"Hör mir genau zu, Pyke Coven...", flüsterte sie, mit einem bestimmenden Unterton.
"Ich habe mein Schiff nach Kalion verpasst. Nur um euch zu finden und für den Vorfall zu entschädigen. Und wo finde ich euch? In einer schäbigen Schenke, in der ihr betrunken eure Lügenmärchen erzählt...! Glaubt mir, Ilyas ist mehr als nur ein Wolf. Er versteht jedes Wort und ist äußerst aufgebracht. Aber das wärt ihr auch, wenn man Geschichten über euren Tod verbreitet, meint ihr nicht auch?"
Eilig nickte er mit dem Kopf mehrere Male und begann zu zittern, als auch der Wolf immer näher kam.
"Ihr seid also gewillt mir zuzuhören?"
Wieder nickte der verängstigte Bote.
Ein Lächeln zeigte sich und Beliandre kehrte wieder in ihre Ursprungsposition zurück. So auch Ilyas, der sich direkt unter ihr hingelegt hatte. Sie nippte an ihrem Getränk und machte daraufhin ein angewidertes Gesicht. Langsam schüttelte sie den Kopf und legte diesen schießlich schief, um wieder den Mann neben sich anzusehen.
"Ich brauche einen Begleiter, der mich von Kalion aus nach Liliath bringt. Ihr seid Bote, also solltet ihr auch schon einmal dort gewesen sein. Ist meine Annehmung berechtigt?"
Er fand keine Worte. Nickte nur aufrichtig.
"Dann bitte ich euch, mir zu helfen. Ich werde euch ausgiebig belohnen, Pyke Coven, glaubt mir. Doch erst, wenn ich in Liliath einen bestimmten Mann getroffen habe."
Wieder ging sein Kopf auf und ab. Es geschah fast autonom. Sein Körper stand nicht mehr unter seiner Kontrolle. Und doch fragte er sich wie diese Frau so verführerisch manipulativ und doch angsteinflößend sein konnte. Sie lachte auf und hob ihren gläsernen Bottich. Diesen hielt sie vor dem Boten, der mit zittrigen Bewegungen seinen Krug nahm und anstieß.
"Auf eine gute Zusammenarbeit, Pyke Coven.", wisperte sie, sodass nur die beiden es hören konnten.
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