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 [Pyke Coven] Die Frau im Grauwald

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[Pyke Coven] Die Frau im Grauwald Empty
BeitragThema: [Pyke Coven] Die Frau im Grauwald   [Pyke Coven] Die Frau im Grauwald EmptyMo Sep 02, 2013 8:19 am

(Folgende Erzählung ist nach diesem Post geschehen.)

Knistern und Rascheln umhüllte Pyke Coven. Er zog seinen verwitterten Umhang fester, nachdem der Wind ein weiteres Mal eine Gänsehaut verursachte. Seine Hände fühlten sich taub an und seine Zähne begannen unaufhörlich zu klappern. Er verfluchte sich und seinen nicht vorhandenen Gedanken, etwas Wärmeres angezogen zu haben. Da dachte er doch tatsächlich, dass ein dünnes Leinenhemd und seine liebste Hochwasserhose reichen würden. Schließlich hatte noch die Sonne geschien, als er aus dem Haus ging und die letzten Sommertage waren angenehm warm, obwohl bald die Stunde des Herbstes anbrechen würde. Doch er konnte doch nicht wissen, dass seine Arbeit ihn heute in den Grauwald führen würde. Er war nicht weit von der Hafenstadt Helring entfernt, doch Gerüchten zufolge soll er eine ganz eigene Klimazone besitzen und scheinbar sind diese Gerüchte auch wahr. Kaum war er an den ersten Tannen vorbei, wurde das Wetter ungemütlich.

Der Wind drückte sich gegen seinen Körper und hielt Pyke erfolgreich davon ab, seinen Auftrag schnell auszuführen. Er weiterer Fluch ertönte aus seinem Mundwerk, dieses Mal an seinen Arbeitgeber gerichtet. Pyke war sehr stolz auf seinen letzten Auftrag. Nachdem er ohne weiteres eine riesige Lieferung an Pergament vollkommen trocken über das Meer transportierte, wurde er zum Kurier des Monats ernannt. Dieser Titel hat jedoch keine große Bedeutung in einer Stadt wie Helring, da diese nicht wirklich der Haupthandelsplatz von Materialien ist, sondern nur eine Zwischenstelle. Trotz allem trug er diesen Titel tagelang mit Stolz. Bis schließlich Sicherheitsinspektor Hollar extra aus der Hauptstadt Lumeria kam, um eine Nachricht zu verschicken. Sicherheitsinspektor Hollar war schon immer ein Mann, der an seinen Prinzipien festhielt. Er hatte noch nie einen Fernsprecher verwendet und würde lieber tausende Brieftauben und Kuriere in ihren Tod schicken, um eine simple Nachricht zu senden. Dass gerade Coven dafür herhalten musste war also ein trauriger Zufall.

Jeder Schritt fiel ihm schwerer, da es Pyke vorkam, als würde es immer kälter werden, je tiefer er in den Wald vordrang. Das Rauschen wurde immer lauter, doch trotz dessen hielt er seine Ohren für andere Geräusche offen. Wilderer und Förster sind die einzigen, die sich tiefer als eine Meile in den Wald wagen. Doch selbst diese kennen bei zwei Meilen ihre Grenze. Coven hatte mittlerweile die dritte Meile und somit fast das Zentrum, das Ziel seiner Reise, erreicht.
Ein lautes Knacken ließ ihn plötzlich erstarren. Er hatte schon damit gerechnet auf wilde Tiere zu stoßen und beugte sich langsam runter, um in seinen Stiefel zu greifen. Er zückte eine winzige Klinge und blieb in seiner gebückten Position, während seine Augen das Geäst musterten. Er lauschte dem Wind, der das Holz zum Knacken brachte, widmete seine Sinne jedem noch so merkwürdigem Geräusch. Da hörte er es. Was auch immer es ist, es lauerte hinter ihm, bereit Coven anzufallen. Ohne sich auch nur umzudrehen, hechtete der Mann los, sprang über jeden Ast und Baumstamm, der ihm im Weg lag. Er hatte stets seine Richtung im Kopf. Er war auf dem richtigen Weg. Dort würde man ihm helfen. Dort könne man es - was auch immer es ist - aufhalten. Seine Schritte wurde immer träger. Die Kälte nagte an seiner Ausdauer und es dauerte nicht lange, da fiel er über einen Ast und fand sich kopfüber im Laub wieder. Da sah er es.

Es war schneeweiß. Das Fell der Bestie war kurz und sah geschoren aus. Der Oberkörper des Tiers wies mehrere Narben auf, doch sie waren nicht blutüberzogen, sondern bläulich schimmernd. Zitternd hielt Coven die Klinge vor seinem Körper, immer noch mit dem Rücken gegen einen umgestoßenen Baumstamm gespresst und seitlich auf seinem Arm liegend. Er machte keinen Schritt. Seine Augen waren erfüllt mit Panik und er konnte sein Zittern nicht unterdrücken. Das Tier setzte sich auf seine Hinterpfoten und beäugte den angsterfüllten Menschen vor ihm. Scheinbar wollte es die Beute nicht sofort angreifen. Langsam und bedacht drehte Pyke seinen Körper und musterte das Wesen. Der Blick des Tiers war ruhig, fast schon müde. Als der Mann sich endlich aufgesetzt hatte, deutete es mit seinem Kopf auf die Pergamentrolle, die während Sturzes aus Pyke's Tasche gefallen sein muss. Hektisch stopfte er sie wieder hinein und sah danach wieder panisch zum Tier, das jetzt schon fast so aussah, als würde es ihn belächeln. Es deutete mit einem weiteren Kopfnicken ihm zu folgen und trottete langsam los. Verwirrt sah Pyke ihm eine Weile hinterher. Es lief in die Richtung, in die auch er musste. Wollte es ihm den Weg weisen? Unsicher entschloss er sich, dem weißen Fell zu folgen.

Nebel umgab die Füße des Boten. Dies war der Grund warum dieser Wald als "Grauwald" bekannt ist. Egal zu welcher Jahreszeit, der Nebel hüllte den Wald in ein dichtes Grau. Immer schneller tauchte der Wald in den Dunst und bald kam es Pyke vor, als wäre er blind. Schließlich verlor er den Wolf aus den Augen und musste sich an Geräusche des Tiers halten, um mit ihm mitzuhalten. Er fragte sich, was für ein Mensch hier leben musste. Wie diese Person leben musste. Wie diese Person überlebte. Doch all diese Fragen blieben nicht lange unbeantwortet, denn schon stand er vor einer kleinen verwitterten Holzhütte. Die linke Hälfte des Hauses war mit Efeu übersät, während die andere Hälfte sehr modrig aussah. Trotz allem schien die Hütte zu halten und es scheint sogar jemand darin zu leben. Einige Momente stand er vor der Tür und konnte sich nicht bewegen. Das Tier stupste die Kniekehle des Boten an und zeigte zur Tür. Er schluckte ein letztes Mal und klopfte dann schließlich an.

Die Tür öffnete sich langsam und aus dem Raum blickte ein violettes Augenpaar.
Zögerlich ergriff Pyke das Wort: "Entschuldigen Sie, mein Name ist-"
Das Augenpaar verengte sich. Scheinbar hielt die Person nichts von Trivialitäten. Der Bote räusperte sich und kramte hektisch in seiner Tasche, bis er schließlich das Pergament fand und durch den Türspalt hielt.
"Diese Nachricht stammt von Sicherheitsinspektor Hollar. Sie ist mit blauem Wachs versiegelt."
Bei dem Namen des Sicherheitsinspektors blitzte das Augenpaar auf. Das Pergament wurde aus Pyke's Hand gezogen und die Tür schloss sich. Nachdem der Bote einige metallische Geräusche hörte, öffnete sich das Holz wieder und hervor trat eine zierliche Frau. Sie trug eine Bluse mit langen weiten Ärmeln, darüber eine dunkle Weste und eine breite Pluderhose mit hohen Lederstiefeln. Ihre langen gewellten Haare wurde mit einer Haarnadel festgehalten und ein kleiner türkis leuchtender Stein zierte ihren Hals. Trotz der auffallenden Kleidung fiel Pyke's Blick jedoch auf die bandagierten Hände und Unterarme der Frau. Als diese jedoch endlich ihren Mund öffnete, ließ er davon jedoch schnell ab.

"Ihr müsst einen ziemlich anstrengenden Weg hinter euch haben."
Ihre Worte klangen süß und waren jede Anstrengung wert. Sie bewegte sich grazil zum Arbeitsplatz, auf dem eine Kanne Wasser vor sich hin köchelte. Der Wolf schlich zu ihr und rieb sein Fell gegen ihre Beine. Ihre schlanken Finger strichen durch das Haar des Tiers. Der sanftmütige Blick der Frau konnte jede wilde Bestie besänftigen und jeden Mann zum Schmelzen bringen. Trotz allem waren ihre Augen matt. Es sah so aus als wirke sie stets traurig. Verzweifelt versuchte Pyke sie nicht anzustarren.
"Euer Tier hat es mir auch nicht leicht gemacht."
Sie kicherte. Es klang für den Boten wie das Lachen eines Engels.
"Ilyas mag vielleicht gefährlich aussehen, doch solange ich ihn nicht bitte euch die Kehle zu zerreißen, wird das auch nicht geschehen."
Es war unfassbar. Selbst wenn sie solch harschen Worte verwendete, klangen sie himmlisch, dachte Pyke. Sie stellte die Kanne mit zwei Tassen auf ein Tablett. Mit diesem in den Händen begab sie sich zu einem kleinen Tisch und bat den Boten, sich hinzusetzen. Dieser nahm leicht errötet den nächstbesten Sitzplatz ein und begutachtete die Frau, die ihm gerade einen Weißwurztee eingoss. Sie war so bedacht mit ihren Bewegungen, sodass Pyke wieder mit dem Starren anfing.

Schließlich fand die Frau ihren Platz gegenüber dem Boten. Das Wesen namens Ilyas setzte sich neben sie und wedelte mit seinen vier Schweifen. Sie nippte vorsichtig an dem heißen Gebräu und kraulte das Ohr ihres Partners, während sie die Pergamentrolle auf dem Tisch ansah. Sie blickte Pyke mit einem himmlischen Lächeln an.
"Viktor Hollar und ich sind alte Freunde, müsst Ihr wissen."
Es klang so völlig aus dem Konzept gerissen und merkwürdig, dass eine Frau, die in einer vermoderten Hütte in einem tiefen Wald lebt, den Sicherheitsinspektor von Kalion's Hauptstadt persönlich kennen würde. Dennoch glaubte Pyke ihr sofort. Sie berührte mit einem Finger das Kerzenwachs auf dem Pergament und der Bote musste bei dem Anblick ein weiteres Mal schlucken. So ästhetisch ihre Bewegungen aussahen, so schnell wurden sie unterbrochen. Sie griff nach der Rolle und zerbrach das Kerzenwachs. Nachdem sie Rolle entfaltete, wanderten ihre Augen so schnell über das Pergament, sodass es aussah, als würde sie nicht einmal richtig lesen. Schnell landete das Papier wieder auf dem Tisch und sie nahm einen weiteren Schluck Tee, gefolgt von einem Lecken über ihre Lippen. Pyke's Blick haftete weiterhin an ihr.

"Ihr solltet gehen...", erwähnte sie beiläufig.
Vollkommen verwundert blickte sich Pyke um, bevor er stotternd antwortete. "W-wie meinen?"
Sie stützte ihren Kopf in ihre Hände und hielt diesen schief. Ein laszives Lächeln zeigte sich und ihre verführerischen Blicke ließen in Pyke eine Panik ausbrechen. Sie stand langsam auf und ging um den kleinen Tisch herum, während ihre Finger über das Tischholz glitten. Sie erreichte schließlich den Arm ihres Gastes und strich mit der Hand über diesen. Pyke's Kopf spielte verrückt. Er sah nur noch die Frau vor sich. Die Frau und ihr Lächeln.
"Gehen sollt ihr.", sagte sie plötzlich und zog ihn auf die Beine.
Perplex und ohne weitere Gegenwehr ließ sich Pyke zur Tür ziehen. Sie öffnete sich und schon stand Coven wieder vor der Hütte. Er starrte die Tür an. Immer noch hatte er das Bild der Schönheit im Kopf. Er wollte sie noch einmal sehen, wollte noch einen Tee mit ihr trinken, wollte sie kennen lernen. Er würde alles tun, um diese Frau für sich zu gewinnen. Da öffnete sich die Tür ein weiteres Mal. Hatte man seine Gebete erhört? Hatte er wirklich eine weitere Chance erhalten. Hat die Frau wegen dem Brief so reagiert und wollte sich nun beim ihm entschuldigen? Doch da tapste der Wolf aus der Hütte. Er beugte sich hinunter zu ihm und bot die Hand an, um ihn zu streicheln. "Kaninchen.", ertönte es plötzlich aus dem Haus. Da zeigte das Tier seine Zähne und begann zu Knurren. Pyke konnte nicht schnell genug reagieren. Er fiel auf seinen Hosenboden und sah sich seine Hand an. Drei Finger. Er zählte drei Finger. Er schrie nicht. Sah nur zum Türspalt, durch den diese Schönheit lugte. Doch er konnte nicht lange perplex vor dem Haus sitzen, denn der Wolf sprang plötzlich. Schnell drehte sich der Bote um und kroch hektisch in den Nebel. Er schrie nicht. Er fand keine Luft. Er hechtete nur weiter und weiter in den Wald.

Die Tür schloss sich und die Frau atmete durch. Ein weiteres Mal nahm sie die Pergamentrolle zur Hand und las sie sich durch. Sie ging mit dem Papier zur Kochstelle und zündete die Nachricht an. Als das Feuer sich über das gesamte Papier ausbreitete, wisperte sie:
"Es ist lange her... Regenschein."
Bei dem Gedanken musste sie lächeln.
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