Würden Sie gerne auf diese Nachricht reagieren? Erstellen Sie einen Account in wenigen Klicks oder loggen Sie sich ein, um fortzufahren.



 
StartseitePortalNeueste BilderSuchenAnmeldenLogin

 

 [Charlotte Farnsborough] Die Wissbegierige und das Schwein

Nach unten 
AutorNachricht
Questie

Questie


Anzahl der Beiträge : 774
Anmeldedatum : 03.03.11
Alter : 31
Ort : Edo.

[Charlotte Farnsborough] Die Wissbegierige und das Schwein Empty
BeitragThema: [Charlotte Farnsborough] Die Wissbegierige und das Schwein   [Charlotte Farnsborough] Die Wissbegierige und das Schwein EmptyDi Sep 10, 2013 11:38 am

(Folgende Erzählung ist nach diesem Post geschehen.)

Die ersten Regentropfen fielen auf ihre Brillengläser. Schnell zog Charlotte die Kapuze ihres neuen Mantels über ihren Kopf. Der Schauer hatte gerade begonnen. Wenn sie sich sputete, konnte sie die Bibliothek noch vor dem richtigem Unwetter erreichen. Auf ihren eigenen Geheiß hin eilte sie los. Die Straßen waren trotz des Wassers von oben noch beachtlich lebendig. Viele schienen das Wetter vorausgesehen zu haben, weshalb der sonst so graue Pflasterstein nun in den bunten Farben von Regenschirmen gehüllt war. Mit einem matten Lächeln lief sie an zwei kleinen Kindern vorbei, die mit ihren Gummistiefeln in den soeben entstandenen Pfützen spielten und nickte den hinterher gehenden Eltern zu.

Nach einem kurzen Fußmarsch stand sie schließlich vor der Doppeltür, die ins Innere der Stadtbibliothek führt. Mühselig stieß Charles das massive Holz auf. Schon beim Eintreten wurde ihr wärmer. Scheinbar war sie nicht die Einzige, die einen Unterschlupf gesucht hatte. Einige Besucher trugen nasse Oberteile und rotteten sich vor dem großen Kamin im Empfang zusammen. Wie gerne würde sie sich gerade dazugesellen und sich aufwärmen. Doch die Arbeit konnte nicht warten. Was auch immer der Blondschopf mit dieser Namensliste anstellen wollte, er wollte sie schnell haben. Also öffnete sie die nächste Doppeltür und betrat somit das riesige Lager für abertausende Bücher.

Liliath's Bibliothek war die größte in ganz Ragniel. Wenn man einen seltenen Alamanach über die Sumpfbewohner von Hurrum suchte, wurde man hier fündig. Auch konnte man unzählige Lexikas über das Ernährungsverhalten von Heliumechsen finden. Und natürlich konnte man hier Bronko's berühmten Thesaurus ausleihen und damit seinen Wortschatz durchaus erweitern. Doch all diesen Dingen voraus war die enorme Anzahl an Geschichtsbüchern. Jedes bekannte Land, jede bekannte Stadt und jede bekannte Familie hatte ein eigenes Historienarchiv. Das Wissen, das sich innerhalb der Zeit hier angesammelt hatte, war schier unendlich groß. Aus diesem Grund trug dieses Gebäude auch den Spitznamen "Das wahre Wissenarchiv".

Ohne weitere Umschweife schritt sie an den Schalter, an dem ein zu kurz geratener Mann stand. Was ihm an Größe fehlte machte er jedoch in der Breite wett. Charlotte zog den feuchten Stoff von ihrem Kopf und schüttelte ihr Haar zurück in die wilde Struktur. Freundlich und mit einem entzückenden Lächeln begrüßte sie den Mann hinter der Theke. Als der Bibliothekar sie bemerkte, zuckte er zusammen, entschuldigte sich dafür jedoch viele unnötige Male. Nervös kratzte er sich am Hinterkopf, zu dem sich sein restliches Haar zurückgezogen hatte. Schließlich fand er doch noch seinen Mut, um sie mit einer offensichtlich eingeübten Begrüßung willkommen zu heißen. "Herzlich willkommen, werter Kun-, ähm, werte Kundin, natürlich! Mein Name lautet Peter Hampork. Ich stehe Ihnen mit Freunde-, äh, Freuden zur Verfügung!" Sie lächelte ihm wehmütig zu, nachdem er seine Ansprache beendet hatte. "Alles klar, Petey! Charlotte Farnsborough, freut mich!"
Perplex sah Hampork seine Kundin an. Er fühlte sich auf den Arm genommen, aufgrund des Spitznamens, doch gleichzeitig wurde er bei Charlotte's Nachnamen hellhörig. "F-farnsborough? So wie die große Farnsborough-Bank?"
"Korrekt. Und nun da wir uns kennen gelernt haben, brauche ich ihre Hilfe, Petey."

Charlotte zerrte am Halsende ihres Mantels, um ein wenig Luft hineinzulassen, entschied sich dann jedoch, den Mantel ganz abzulegen. Verlegen sah der dickliche Mann weg, als ihm auffiel, dass der Regen durch den Mantel gesickert war und somit die Schultern durch den Stoff sichtbar gemacht haben. "B-bitte nennen Sie mich, Peter.", stotterte er verdrießlich, nachdem er wieder die Kraft fand, die Frau anzusehen. "Nun, was kann ich für Sie tun, Miss Farnsborough?" Charlotte sah sich in dem großen Saal um, während sie dem Bibliothekar kurz und knapp antwortete. "Ich benötige die Namen derer, die in den letzten... ich schätze um die zwei bis drei Wochen das geschichtliche Nachschlagewerk der Familie Fenras ausgeliehen haben." Zögerlich blickte Hampork zu seinen Schuhen. Wieder ging seine Hand zum hinterbliebenen Haaransatz. "Nun, wir führen eine Namensliste zu jedem Buch in dieser Bibliothek, das stimmt... Doch diese sind streng vertraulich..." Er erwartete Geschrei. Oder zumindest einen wütenden Blick. Doch als er sich traute, nach oben zu sehen, sah er in ein beruhigendes Lächeln. "Das kann ich natürlich verstehen.", sprach Charlotte milde und ihr fiel auf, wie sich die Schultern des kleinen Mannes entspannten. "Ich nehme an, sie können nicht einmal eine Ausnahme machen, wenn es um ein Verbrechen geht?", fügte sie noch hinzu und liebäugelte mit dem Bibliothekar. "Ä-ähm... ich fürchte nein. Zumindest nicht ohne einen offizielle Bestätigung der städtischen Sicherheit. Tut mir furchtbar leid!" Er beugte sich mehrere Male runter und entschuldigte sich ein Dutzend mal. Wieder konnte sie ihn nur wehleidig belächeln. "Tja! Da kann man wohl nichts dran ändern!", brachte sie plötzlich hervor. "Trotzdem danke, Petey! Und machen sie sich nicht kleiner, als sie schon sind!" Mit diesen Worten ging sie von dannen und ließ einen verwirrten und leicht erröteten Peter Hampork zurück.

Einige Minuten später verschwand der kleine Mann hinter einer Tür, die in einen langen Gang führte. Das Gespräch machte ihn neugierig und so machte er sich auf den Weg zu seinem Büro. So schnell ihn seine kurzen Beine tragen konnten eilte er zu einem im Verhältnis zum Mann riesigen Schrank und schloss diesen mit einem seiner vielen Schlüssel auf. Als sich die Türen öffneten fand er viele Schubfächer mit Buchstaben an ihren Griffen vor. Er zog das Fach mit den Buchstaben "E-G" auf und fuhr mit zwei Fingern durch die einzelnen Klemmbretter. Schließlich fand er das richtige und setzte sich mit ihm an seinen Arbeitsplatz. Lange studierte er die Namen, die auf der Liste zu lesen waren, doch fand keinen Anhaltspunkt, der ihm nützlich erschien. Missmutig warf er das Brett auf seinen Tisch und starrte es böse an.

Die Stadtbibliothek bot ebenfalls ein kleines Café an, das auf dem Obergeschoss im großen Hauptsaal zu finden war. Von der Loggia aus hatte man einen überwältigen Blick auf die gigantischen Regale und Arbeitsflächen. Doch diese Aussicht interessierte Charlotte gerade mehr als nur wenig. Bedacht rührte sie in ihrem cremigen Schwarzbohnenaufguss während sie mit ihrer Rechten etwas auf ein Blatt Papier schrieb. Sie sah nicht zum Blatt, sondern starrte den Stuhl, der ihr gegenüber stand, an. Zumindest hätte man das glauben können, wenn man nicht wüsste, was sich auf der inneren Seite ihrer Brillengläser abspielte. Sie sah eine Hand, dessen wurstige Finger ein Klemmbrett hielten und dieses dann mit Schwung auf einen Tisch beförderten. Charlotte musste in sich hineinlächeln. Ihre 'Sicht' hatte wieder funktioniert. Das war natürlich nichts neues für sie, doch die Neugier des Menschen erstaunte sie immer wieder. Zwar musste sie das Verbrechen erwähnen, um diese zu wecken, doch dieser kurze Wink hatte ausgereicht. Triumphierend hob sie ihre formschöne Tasse an und nahm einen Schluck zu sich. Da setzte sie ihren Stift ab. Sie hatte die Namen. "Danke dir, Petey."
Nach oben Nach unten
https://pamm.forumieren.com
 
[Charlotte Farnsborough] Die Wissbegierige und das Schwein
Nach oben 
Seite 1 von 1

Befugnisse in diesem ForumSie können in diesem Forum nicht antworten
 :: Roleplay: Die Welt Ragniel :: Erzählungen der Helden-
Gehe zu: